Steep im Test

Steep im Test: Viel Luft nach oben

Sport

Zusammenfassung: Steep ist ein Spiel, welches bereits seit einigen Jahren auf dem Markt ist. Das Ubisofts Extremsport-Spektakel versprach damals einiges, doch am Ende war die Enttäuschung eher groß. Trotzdem gibt es zahlreiche Fans, die gerade im Winter wieder vermehrt Speep spielen. Grund genug um nochmal das Game hervorzukramen.

Inhaltsverzeichnis

Sportspiele

Ende der 90er und Anfang der 2000er gab es einen regelrechten Boom von Trendsportspielen. Ob nun Skateboarding, Snowboarding, Inline-Skating, BMX oder gar Wakeboarding – zu so ziemlich jedem Trend- oder Extremsport konnte man das passende Spiel erwerben. Vor allem Activision hatte mit seiner Reihe zur Rollbrett-Legende Tony Hawk eine Goldader aufgetan. Mitte der 2000er dümpelte dann aber selbst die ehemalige Vorzeige-Serie ideenlos dahin und wurde mit dem Plastikschrott Ride und Shred gänzlich ad absurdum geführt bevor man mehrere Jahre die Produktion neuer Titel aussetzte.

Als dann im letzten Jahr Tony Hawk mit dem katastrophalen Pro Skater 5 sein desaströses Comeback feierte, schien das Genre seinen letzten Atemzug gemacht zu haben. So dachte man zumindest bis zur diesjährigen E3. Dort kündigte Ubisoft nämnlich vollkommen überraschend das Trend- und Extremsportspiel Steep an, welches mit seinem frischen Konzept überzeugte.

Spiele Reviews: Steep im Test

Steep im Test: Hinfort mit Genre-Konventionen!

Außer dem Genre hat Steep nämlich nichts mit den alten Trendsportspielen gemein. Ubisofts Schneespektakel setzt auf eine offene Welt bestehend aus vier Alpen-Regionen, in denen ihr auf insgesamt sechs Bergen vollkommen frei herumkraxeln dürft. Unter anderem darf man den Ortler besteigen, den moströsen Mont Blanc heruntersausen oder versuchen, die Nordwand des Matterhorns zu bezwingen. Dabei seid ihr jedoch nicht nur auf eine Sportart beschränkt, sondern dürft zwischen Skiern, Snowboard, Paraglider und Wingsuit wechseln. Zudem macht ihr euch per pedes auf die Suche nach grau eingefärbten Gebieten. Habt ihr eines erspäht und seid nicht weiter als einen Kilometer vom Ziel entfernt, zückt ihr euer Fernglas und schaltet so dort eine neue Dropzone frei. Natürlich ist das Spiel mehr als nur eine Reise durch die Berge. Sport steht im Vordergrund und die neuen Exremsportarten bieten auch viel Fun und Abwechslung.

Per Druck auf die B-Taste zoomt ihr nämlich heraus und könnt euch das komplette Gebirge anschauen. Dropzones sind in dieser Bergpanorama-Ansicht markiert und ihr könnt euch direkt dort absetzen lassen. Steep ist nämlich natürlich kein reines Exploration-Spiel, sondern bietet zu jeder Extremsportart verschiedene Herausforderungen, in denen ihr versuchen sollt eine Goldmedaille zu erringen. Auch freigeschaltete Challenges lassen sich sofort über das Bergpanorama anwählen. Ihr müsst euch also nie auf die Suche nach einem Lift machen oder gar den ganzen Berg wieder hochklettern.

Doch nicht nur im Spielaufbau unterscheidet sich Steep von all seinen geistigen Vorgängern aus dem Genre. Die Entwickler von Ubisoft Annecy sehen ihren Titel nämlich vor allem als Multiplayer-Spiel und setzen deshalb auf die von vielen Spielern skeptisch beäugte Always-On-Masche. Sprich: Ihr müsst beim Spielen von Steep immermit dem Internet verbunden sein, da sonst das angestrebte Konzept eines nahtlosen Mehrspielermodus nicht funktionieren würde. Schade nur, dass dieser trotz des Online-Zwangs nicht so recht zündet.

Steep spielen

Steep im Test: Singles(pieler) in Ihrer Nähe

Die Multiplayer-Komponente soll eigentlich so funktionieren, dass sie die Spieler die gleiche Welt teilen. Trefft ihr auf andere Steep-Zocker könnt ihr euch per Druck auf die X-Taste zu einer Gruppe von bis zu vier Leuten zusammenschließen und die Spielwelt erkunden oder euch in den Challenges messen. In der Theorie mag das Konzept ganz gut sein, nur leider funktioniert es nicht wie geplant.

In den ersten zwei Tagen nach Release fanden wir noch genügend andere Spieler, die jedoch unsere Einladung zu Multiplayer-Sessions in den meisten Fällen ablehnten. In den darauf folgenden Tagen verirrten sich aber nur ein, zwei oder gar keine anderen Zocker ins Gebirge. Der als Multiplayer-Wettbewerb geplante Titel entwickelt sich somit zum Einzelspieler-Erlebnis mit Online-Zwang. Hier hat der französische Publisher wohl die Interessen der Zielgruppe falsch eingeschätzt. Das ist besonders schade, da durch das gescheiterte ursprüngliche Konzept auch das Singleplayer-Erlebnis ein wenig leidet. Für jede abgeschlossene Challenge, jeden Stunt, ja sogar jeden Sturz bekommt ihr Erfahrungspunkte, steigt im Level auf, schaltet neue Herausforderungen frei und erhaltet Credits, mit denen sich neue Kleidungsstücke, Snowboards und Ski kaufen lassen.

Diese sind jedoch rein kosmetischer Natur, neue Fähigkeiten oder irgendeine Verbesserung bekommt ihr dadurch nicht. Auch neue Tricks lassen sich nicht freischalten. Eure Spielfigur besitzt also über die gesamte Spielzeit dieselben Fähigkeiten. Mit Blick auf den angestrebten Multiplayer-Aspekt ergibt das durchaus Sinn, da man wohl Zocker mit niedrigem Level in den Challenges nicht benachteiligen wollte. In der letztendlichen Realität als einsamer Wolf wirkt dies dann aber doch nicht mehr so durchdacht. Trotz Levelaufstiegen gibt es schließlich keinen spielerischen Fortschritt.

Extremsportspiel Steep

Allein ist auch fein

Ein schlechtes Spiel ist Steep aber trotzdem absolut nicht. Die Berge sind mit so vielen Herausforderungen gepflastert, dass man andere Zocker erstmal nicht vermisst. Wenn man frei in der riesigen Spielwelt unterwegs ist, darf man in einem praktischen Ring-Menü jederzeit auswählen, mit welcher Sportausrüstung man unterwegs sein möchte. Dafür muss man aber zuvor komplett zum Stillstand kommen. Stunts, in denen man beispielsweise einen Snowboard-Trick mit einem Wingsuit-Looping verbindet, sind nicht möglich. Steep ist sowohl bei der Präsentation als auch beim Gameplay geerdeter als frühere Trendsporttitel, in denen man geradezu absurde Kombos hinlegen konnte.

Die Herausforderungen beschränken sich deshalb auch immer auf eine bestimmte Extremsportart. Schon auf der Karte könnt ihr sofort einsehen, ob hier eure Fähigkeiten im Wingsuit, als Paraglider oder mit Ski oder Snowboard gefragt sind. Zudem wird auch immer direkt der Schwierigkeitsgrad der Challenge angezeigt. Sollte dort "Mittel" oder gar "Schwer" stehen, könnt ihr euch sicher sein, dass ihr, wenn ihr nicht gerade Glück habt oder euch die Strecke besonders gut liegt, mehrere Versuche brauchen werdet, um eine Medaille abzustauben. Die Herausforderungen sind oftmals richtig knackig und verlangen von euch, dass ihr die Strecke im Trial & Error-Verfahren auswendig lernt, dennoch kommt niemals Frust auf. Die Wettbewerbe sind nämlich niemals unfair und zudem dürft ihr euch per Druck auf Y immer wieder sofort und ohne Ladezeit zum Start der Challenge zurücksetzen lassen.

Besonders bei den Wingsuit-Herausforderungen werdet ihr diese Möglichkeit schnell ins Herz schließen. Dort stürzt ihr euch mit einem Wahnsinnstempo zum Beispiel eine Felswand herunter, berührt mit dem Bauch fast den Boden und schwenkt blitzschnell herum in eine Höhle, durch die ihr euch millimetergenau hindurch navigieren müsst, da schon die geringste Abweichung von der (eingeblendeten) Ideallinie mit Knochenbrüchen für eure Spielfigur endet. Wem das noch nicht genug Adrenalinkick ist, der aktiviert die GoPro-Kamera und spielt nun aus der Ego-Perspektive. Wir waren selten so froh, dass ein Spiel keine VR-Unterstützung hat. Die Abschnitte als virtuelles Flughörnchen sind mit ihrer Rasanz unsere Highlights in Steep.

Sportgames: Steep im Test

Vor allem auch, weil die Steuerung hier super funktioniert. Die Snowboard- und Ski-Challenges machen ebenfalls jede Menge Spaß, obwohl ihr euch eigentlich nur Checkpointrennen mit Geistern liefert oder versucht, mit Tricks eine gewisse Punktezahl zu erreichen. Die Geschwindigkeit ist stets hoch und die Strecken sind wunderbar abwechslungsreich. Wer einmal einen fünffachen Salto von der Nordwand gesprungen ist, kommt aus dem Grinsen so schnell nicht mehr heraus. Leider ist die Tricksteuerung per rechter Schultertaste und den beiden Analogsticks manchmal ein wenig zickig und reagiert nicht ganz so wie man es eigentlich möchte. Obwohl es weniger Trick-Möglichkeiten als bei alten Trendsporttiteln gibt, braucht man ein wenig Übung bis man die Bewegungen richtig kontrollieren kann.

Blöd ist allerdings, dass es keine Grinds im Trick-Repertoire gibt und die Wettbewerbe beim Paragliding öde sind. Da letztgenannte Challenges aber relativ zügig abgehakt sind, macht Steep dennoch über einige Stunden richtig Laune. Es wird einem nichts vorgeschrieben, man sammelt Medaillen in Wettbewerben, man erkundet die herrlich gestaltete Natur, man macht einfach nur, worauf man gerade Lust hat. Etwa 15 Stunden motiviert der Titel mit diesem Konzept, doch habt ihr dann das Maximallevel 25 erreicht und alle Challenges gespielt ist plötzlich die Luft raus. Durch das nicht funktionierende Online-Konzept fehlt es hier dann einfach an Content. Da kann die Welt noch so riesig sein. Nervig ist zudem, dass einige kleinere Bugs die Geduld strapazieren. So verkeilt sich die Spielfigur häufig in Objekten, bereits gespielte Challenges werden auf der Karte als "Neu" angezeigt und bei Spielstart kann es vorkommen, dass man seinen Sportler neu einkleiden muss, weil er wieder seine Standard-Klamotten trägt.

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