Spielbericht Wolfenstein 2

Review zu Wolfenstein 2: The New Colossus

Action slider

Mit Sturmgewehren im Anschlag feuerte sich der B.J. Blazkowicz bereits im Vorgänger Wolfenstein: The New Order und dessen Prequel Wolfenstein: The Old Blood. Ganz in diesem Sinne schließt MachineGames neuster Ableger Wolfenstein 2: The New Colossus an seine Vorgänger als moderner Shooter mit Old School-Mentalität an. The New Colossus schließt genau da an, wo The New Order aufgehört hat. Das Ziel? Zurück in die Vereinigten Staaten, um das Land der unbegrenzten Möglichkeiten von der Herrschaft der Nazis zu befreien.

Nachdem er schwerste Verletzungen im Endkampf gegen General Totenkopf am Ende des Vorgängers davon getragen hat, wacht B.J. Blazkowicz in Wolfenstein 2: The New Colossus in mitten eines Angriffs auf das neue mobile HQ des Widerstands, das U-Boot "Die Hammerfaust", aus seinem Koma auf. Mit einer Maschinenpistole bewaffnet, beginnt der Ritt durch Wolfenstein 2. Ab jetzt geht es nur noch in eine Richtung – immer weiter der Revolution entgegen, mit jeder Menge Nazi-Blut im Gepäck.

Ballerspaß mit Wolfenstein 2

Dabei sticht Wolfenstein 2 in einer Sache besonders hervor: Es gelingt ihm, seinen Charakteren Bedeutung zu verleihen. Durch ihre Persönlichkeit und ihr Verhalten hinterlassen sie, auch wenn Wolfenstein 2 sich keine epische Zeit nimmt sie zu erkunden, einen tieferen Eindruck als so manche Protagonisten anderer Spiele. Figuren wie der mit uralter Technologie hantierende Wissenschaftler Seth oder der aus dem Trailer bekannte Kommmunistenführer und selbst ernannte Priester Horton, der mit Blazkowicz über die Maschinerie des Imperialismus zu diskutieren versucht, bleiben einem einfach eher im Gedächtnis als abziehbare Militärs.

Wolfenstein 2 schockiert, schürt Wut auf seine bösartigen Naziantagonisten, bringt einen zum Lachen oder Grinsen und erzeugt Mitgefühl mit dem Protagonisten und den ihm Nahestehenden. Es schafft den Spagat zwischen einem sich nicht Ernst nehmenden, überzeichneten Actionshooter mit krudem Humor und teils trashigen Handlungsbestandteilen und dem Konfrontieren mit Traumas und der Fratze des Faschismus. Es gibt einem mit Blazkowicz einerseits einen ordentlich austeilenden Helden in die Hand, der andererseits aufgrund seines schwer verletzten Körper immer wieder den eignen Tod vor Augen hat und fast an dem Gedanken zerbricht, dass seine mit Zwillingen schwangere Geliebte Anja ihrer beiden Kinder wahrscheinlich allein wird großziehen müssen. Daher nimmt Anja im Spielverlauf die Rolle einer aktiven Stütze für Blazkowicz ein, die auf keinen Fall zulassen will, dass ihr fester Freund und Vater ihrer Kinder das Zeitliche segnet. Zwischensequenzen erzählen einen Großteil der Handlung. Die Storry überzeugt durchweg durch hohe Qualität. Nur dass die Lippen in der deutschen Version teilweise arg asynchron zum Gesprochenen sind, ließe sich ihnen ankreiden. Darüber hinaus ergänzen Blazkowicz vertonte Gedankengänge, Situationen, vereinzelte Gespräche in den Missionen oder auf der Hammerfaust die Handlung.

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Auf jeden Fall positiv

Wer The New Order gespielt hat, wird sich schnell in Wolfenstein 2 zurechtfinden, da es dessen Spielfluss und Gameplay großteils aufgreift und weiter ausbaut. Daher erfreut es mit mindestens ebenso gut fließenden Feuergefechten. Neuerdings kann Blazkowicz im Nahkampf ein Beil einsetzen, mit dem er im Nahkampfeinsatz eine Tötungsanimation ausführt, die ähnlich fließend in den Spielfluss übergeht wie Doom’s Exekutionen. Außerdem kann er nun zwei unterschiedliche Waffen akimbo führen. Die großteils von den Nazis erbeuteten Waffen verfügen über detaillierte Modelle und sind eine Spur bodenständiger als die von The New Order. Einzig das Laser- oder Dieselkraftwerk sind wirklich abgedreht. Keine der Waffen wirkt nutzlos oder fehl am Platz, da jede von ihnen sich für bestimmte Situationen eher eignet oder sich zusätzlich extra spezialisieren lässt. Exotischere Waffen hebt sich Wolfenstein 2 für seine schweren Waffen auf, die in den Leveln zu finden sind, hier warten eine Laserkanone, ein großes Dieselkraftwerk, eine Gatling und eine weitere futuristisch-überdrehte Waffe. Gemein haben diese Tötungswerkzeuge: Sie verfügen über die richtige Wucht und Spaßfaktor, was einen guten Teil dazu beiträgt, dass Wolfenstein 2s Feuergefechte so viel Freude bereiten.

Hervorragende Grafik bei Wolfenstein 2

Mit in den Leveln versteckten Modkisten lassen sich die Waffen weiter spezialisieren, wodurch sie Zusatzfunktionen oder größere Magazine erhalten. Die drei später zum Spiel dazu stoßenden Kampfmods verbessern direkt den Protagonisten, indem sie ihm neue Gefechtsoptionen verleihen, aber auch neue Routen in den Leveln öffnen. Quasi per Achievementfreischaltung lassen sich zusätzliche Vorteile als Boni freispielen. Im Fall, dass einmal eine Funktion nicht 100% klar sein sollte, hilft das ins Spiel integrierte Tutorial auf die Sprünge. Autoregeneration kennt Wolfenstein 2 nur in sehr geringem Maße, nur die letzten Lebenspunkte werden standardmäßig generiert, damit Blazowicz nicht sofort umkippt. (Eine Freischaltung kann jedoch Rüstungsregeneration aktivieren.) Wie gewohnt, halten ihn stattdessen Heilpakete und die aufhebbaren Rüstungsteile am Leben. Die maximalen Lebenspunkte lassen sich über ihre Maximalgrenze hinweg überladen, bluten aber standardmäßig schnell wieder auf ihr Maximallevel zurück.

Sowohl Lebenspunkte, Rüstung als auch Munition lassen sich von abgelebten Gegnern oder aus der Umgebung aufheben, was normalerweise durch Darüberhinweglaufen funktioniert – nur nicht immer, dann muss es per Tastendruck geschehen. Nur ist irgendwie nicht nachvollziehbar, wann dies der Fall ist und wann nicht. Hier fehlt es Wolfenstein 2 an Konsequenz. Des Weiteren könnte das Trefferfeedback etwas deutlicher sein. Es ist zwar vorhanden, doch immer noch undeutlich genug, dass man in hektischen Feuergefechten versterben kann, ohne wirklich zu wissen, wo die tödlichen Schüsse herkamen.

Action mit Wolfenstein 2

Deine Gegner bei Wolfenstein 2

Auf der anderen Seite des Abzugs begegnet Blazkowicz vor allem Standardnazis und Kommandanten. Die Kommandanten lenken zu einem gewissen Teil den Spieler, indem sie sich sobald sie einen bemerken, unentwegt Verstärkung herbeirufen. Deshalb sollte ihre Ausschaltung höchste Priorität haben. Um theoretisch vermeidbaren Schusswechseln aus dem Weg zu gehen, verfügt Wolfenstein 2 über rudimentäre Stealth-Funktionen wie Schleichen, „geräuschloses“ Ausschalten im Nahkampf und schallgedämpften Waffenmods. In der Praxis vermasseln die Gegner diesen Ansatz nur allzu gern und sind wir mal ehrlich: Wer will in einem Wolfenstein schon dauerhaft den Feuergefechten aus dem Weg gehen? Zu den beiden genannten Gegnertypen gesellen sich Maschinensoldaten (Cyborgs) in verbesserter Version mit unterschiedlichen Waffen und Raketenantrieb, Androiden, Drohnen, Kampfhunde, der bekannte Panzerhund, eine weitere Art maschineller Hund und große Mechs. Vorallem die Standardsoldaten, die Kommandanten und teils die Maschinensoldaten hüllt das Spiel je nach Umgebung in Spezialuniform, was der Atmosphäre gut tut und für Abwechslung sorgt. Mit zu den eher standardmäßigen Nazis gehören übrigens auch Mitglieder des Kuk-Klux-Klans, die sich mit der neuen Ordnung schnell angefreundet haben. MachineGames versetzt seinen Helden immer wieder in neue Umgebungen und durchbricht die Korridore immer wieder durch Arreale unter freiem Himmel. Insgesamt sorgt Wolfenstein 2 für sehr verschiedene Szenarien, die dem Vorgänger in Sachen Abwechslung und Kuriosität in Nichts nachstehen. Zwischen den Missionen dient die Hammerfaust als Anlaufstation für den Spieler und lädt zum Herumstreifen auf dem Schiff ein, auf dem NPCs mit dem Protagonisten ein paar Worte wechseln und sich Nebenmissionen freischalten und starten lassen.

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Alles in allem handelt es sich hierbei im Vergleich zum Beispiel zum Basisende von Mass Effect 3 zu Meckern auf hohem Niveau. Nach dem Ende von Wolfenstein 2 lassen sich alle Nebenaktivitäten weiterhin absolvieren. Leider verschwinden danach aber fast alle wichtigen NPCs, außer der Anführerin, vom U-Boot, eine von vielen Spielen geteilte Unart.

Freies Schussfeld bei Wolfenstein 2

Schwierigkeitsgrad und Technik

Wie auch die Vorgänger gehört Wolfenstein 2 eher zu den anspruchsvolleren Shootern. Schon ab dem 3. von sechs Schwierigkeitsgraden namens „Lass sie nur kommen“, auf dem getestet wurde, ist es absolut notwendig konzentriert zu spielen, ansonsten stirbt Blazkowicz einem in den unter hoher Geschwindigkeit ablaufenden Feuergefechten schnell weg. Unfair wird es hierbei jedoch nicht und zu schwer schon gar nicht, stattdessen muss der Spielende eben aufpassen, was er tut und erhält bei Patzern schnell eine Rückmeldung vom Spiel. Für den ersten Spieldurchlauf auf dem genannten Schwierigkeitsgrad ohne viele Nebenmissionen wurden etwa 10.5 Stunden gebraucht. Durch die Zusatzinhalte kann ein Durchlauf länger werden oder genauso kann er kürzer, wenn man sich schneller durch die Levels kämpft oder Gegner auslässt. Es wäre schön, wenn MachineGames in Zukunft den Umfang seiner Shooter in Form von weiteren Hauptmissionen ausbauen könnte.

Unglücklicherweise sind die eigenen Patzer nicht die Einzigen in Wolfenstein 2: Wirklich rund lief der Shooter im ersten Playthrough nicht. So überzeugte er zwar durch tolle Performance und eine hohe Framerate, stürzte aber gefühlt bei jedem zweiten Raustabben ab. Zumindest hat der neuste Patch das Steam-Overlay für Wolfenstein 2 aktiviert. Von diesen nervigen Macken abgesehen lief Wolfenstein 2: The New Colossus auf meinem Rechner rund. Die Optik des Shooters baut auf der neusten id-Tech 6 Engine, die ihm noch mehr Grafikfeatures beschert, als es schon bei Doom der Fall war. Dementsprechend hat sich auch bei den noch beim Vorgänger kritisierten Texturen etwas getan, auch wenn es immer noch ein paar matschige Vertreter unter ihnen gibt.

Unser Fazit

In Wolfenstein 2: The New Colossus machen sich Blazkowicz, seine Freunde und Verbündeten daran, eine zweite Amerikanische Revolution anzuzetteln. Es setzt da an, wo The New Order aufgehört hat, und führt seine Spieler durch eine Kampagne gefüllt von wilden Ballereien, trashigem Humor und dennoch cleveren Momenten. Das Ende könnte zwar noch ausgefeilter sein, das Aufheben von Gegenständen etwas besser funktionieren und das Trefferfeedback ein Stückchen besser sein. Doch es bereitet einfach zu viel Spielspaß sich durch die Nazis von Wolfenstein 2 zu sprengen, zu schießen und zu schlagen. Die paar präsenten Bugs und Designunstimmigkeiten ändern kaum etwas daran, was für ein großartiger Singleplayer-Shooter Wolfenstein 2 ist, der nicht nur mit Schießereien, sondern auch mit seinen Charakteren, seinen Zwischensequenzen und dem Umgang mit ernsten Thematiken aufwarten kann.

Etwas getrübt wird der Blick von der Vorstellung, dass die Story um Blazkowicz, Anja und Co erst in ein paar Jahren fortgeführt wird. Mehr noch: Wolfenstein 2 spielt ganz oben bei den besten Singleplayer-Spielen dieses Jahres mit und dürfte mit Abstand der beste Ego-Shooter dieser Kategorie bleiben.

Review zu Wolfenstein 2: The New Colossus

8.6

Spielbarkeit

9.0/10

Design

9.0/10

Anspruch

8.5/10

Spielspaß

8.5/10

Preis

8.0/10

Pro

  • Ernstes Thema & Action-Shooter in einem
  • Hevorstechende und sehr unterschiedliche Charaktere
  • Sehr unterschiedliche Spielszenarien
  • Neue Funktionalitäten

Contra

  • Lippen und Sprache asychnron
  • Hauptstory etwas kurz
Zusammenfassung
Review zu Wolfenstein 2: The New Colossus
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